Publikation
Versprechen, Vertrag und Supererogation in Nonprofit-Organisationen
Profilfeld
Wirksame Führung, Steuerung und Kontrolle zur Sicherung der langfristigen Überlebensfähigkeit einer Organisation ist die zentrale Aufgabe der Unternehmensführung. In der wissenschaftlichen Diskussion taucht diese Phänomen unter dem Begriff Corporate Governance im angloamerikanischen Raum in den 1990er Jahren auf. Insofern bezeichnet der Begriff Governance als eine ursprüngliche Form der Regierungsgewalt und Herrschaft – hier durch die Ergänzung Corporate als auf das Unternehmen bezogen – kein neues Phänomen. In einem ersten Schritt beschreiben wir das Versprechen der Organisation und ihrer Mitarbeitenden als ein zentrales Element für ihren Ruf (die Reputation), worauf sich das Vertrauen der Klienten/Patientinnen/Bewohner bezieht, wenn sie sich Hilfe suchend an diese Organisation wenden. Wir plädieren für ein kulturalistisch basiertes Verstehen dieser Beziehungen, die in einem utilitaristisch konzeptualisierten rational-choice-Modell nicht hinreichend erfasst werden (vgl. Sztompka 1999; Bates 1988). In einem zweiten Schritt fragen wir nach Anschlussmöglichkeiten für diese Perspektive in den aktuellen institutionsökonomischen Debatten und greifen hierfür auf das – zu erweiternde – Doppelte-Prinzipal-Agenten-Modell zurück (vgl. Langer 2004). In einem dritten Schritt beschreiben wir Effekte der Ökonomisierung von NPOs, speziell von freigemeinnützigen Einrichtungen im Gesundheitsbereich, und bieten mit der Figur der ‚pervertierten Supererogation‘ ein analytisches Instrument, das zugleich Ansatzpunkt für eine ethische Bewertung bietet.