25.07.2017
Bayreuther Dialoge: Poesie unter Palmen
So war der #2 Poetry Slam der Bayreuther Dialoge im Botanischen Garten: Bereits letztes Jahr war er ein voller Erfolg, der Poetry Slam der Bayreuther Dialoge brachte die Stimmung im Audimax stärker zum Überkochen als euer nudelkochender Mitbewohner. Die zweite Auflage des Dichterwettstreits auf dem Bayreuther Campus ging am 3. Juli über die Freilichtbühne. Denn auch wenn sich Oberfrankens Wettergott nachmittags noch ein Späßchen mit einem Regenschauer apokalyptischen Ausmaßes erlaubte, brach die Sonne kurz darauf wieder durch die Wolken und ließ die Open Air Bühne auf der Liegewiese des Botanischen Gartens erstrahlen. Das perfekte Setting also, an einem gemütlichen Sommerabend direkt neben dem See, all das auf dem Campus eures Vertrauens. Da fehlten eigentlich nur noch Zuschauer, humorvoll sollten sie sein und ein Bier vom Vorplatz, durch die zentralasiatische Vegetation über den kleinen Bach bis zur Picknickdecke tragen können. Tatsächlich fanden sich über 600 solcher Menschen und der von Christian Ritter moderierte Spaß nahm seinen Anfang. Zur Einstimmung betrat Mitsing-Liedermacher Jakob Mayer außer Konkurrenz die Bühne, verbreitete mit Gitarre und Beatmaschine „goide Loinoi“ und läutete die erste Runde ein. Die Crème de la Crème der Poetry Slammer aus ganz Deutschland gab sich die Ehre, und mit dem Neu-Wiener Fabian Navarro einer, der in dem Land lebt, aus dem immerhin der bekannteste Deutsche stammt. Doch für ihn war nach der ersten Runde Schluss, genau wie für den Bayreuther Studenten Raphael Breuer, der über die Wirrungen seiner Wahlheimat und diesen verflixten Hofgarten slammte. Daniel Wagner aus Heidelberg und Friedrich Hermann aus Jena mussten sich im Halbfinale verabschieden, mit teils strengen Wertungen der Publikumsjury, die nicht jeder nachvollziehen konnte. Zu fortgeschrittener Stunde, und begleitet von der Einsicht, dass eine hell erleuchtete Bühne in einem botanischen Garten den Kontrahenten mehr Gelegenheit zur Insektenkunde gab, als ihnen lieb gewesen wäre, ging es ins Finale. Noah Klaus, der sich in seinem zweiten Slam fragte, wie sein Leben als Frau wohl verlaufen wäre, gegen Jean Philippe Kindler, der sich mit seinem politischen Schminktutorial mit Thomas de Maizière für das Finale qualifiziert. Denkbar knapp war der tosende Publikumsapplaus, Moderator Christian Ritter entschied zugunsten des Tübingers Kindler, fortan stolzer Besitzer einer Flasche Schnaps.
Was bleibt nach diesem Abend? Bestimmt einige Bierkrüge in WG-Küchen, die nicht mehr den Weg zum Ausschankwagen fanden. Zweitens natürlich die Frage, wie man sich an einem lauen Sommerabend denn nur ‚so hart gönnen könne’. Glücklicherweise ging Noah Klaus in der ersten Runde genau dieser Frage nach. Nicht nur seine Auftritte könnt ihr auf dem Youtube-Kanal der Dialoge noch einmal verfolgen. Zu guter Letzt bleibt natürlich der Ausblick auf die diesjährigen Bayreuther Dialoge mit dem Schwerpunktthema Verantwortung. Dieser Slam-Abend hat jedenfalls Lust auf spannende Diskussionen und Vorträge im Oktober gemacht, und mal sehen – vielleicht treffen sich ja dann auch wieder die Größen des Wortakrobatik auf dem Bayreuther Campus.