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Lokale Gerechtigkeit und Governanceethik
Profilfeld
Im Zentrum des vorliegenden Beitrags steht der Versuch, soziologische Erkenntnisse aus dem Buch Local Justice von Jon Elster für die Wirtschafts- und Unternehmensethik fruchtbar zu machen. Zunächst werden daher Inhalt und Argumentationsgang der local justice kritisch nachgezeichnet. Hinsichtlich Elsters Methode wird auf den empirisch-normativen Grenzbereich verwiesen und damit die Relevanz der Soziologie für die Ethik betont. Es geht ihm im Ergebnis um die Anbindung normativer Gerechtigkeitstheorien an die empirische Praxis oder umgekehrt um die normative Reflexion empirischer Bedingungen moderner Gesellschaften. Elster vertritt einen Rational-Choice-Ansatz auf Basis des methodologischen Individualismus. Local justice wird in Bezug auf die einzelne Entscheidung (choice) hinsichtlich drei Perspektiven erweitert: begründungstheoretisch, institutionenökonomisch und vertragstheoretisch. Die Governanceethik, so wie sie von Josef Wieland vorgetragen wird, integriert diese drei Perspektiven in die Wirtschafts- und Unternehmensethik und greift damit auch kritische Punkte an Elsters Theorie auf. Wieland schließt die local justice im Rahmen seiner Governanceethik soziologisch an die Wirtschafts- und Unternehmensethik an. Governance bezeichnet dabei die Adaptivität, d.h. die Anpassungsfähigkeit von Steuerungsstrukturen an konkrete lokale Transaktionen: Der systematische Ort der Gerechtigkeit ist der lokale Governancemechanismus selbst.