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CSR zwischen Greenwashing und ethischer Reflexion
Profilfeld
Corporate Social Responsibility (CSR) zählt heute zu den zentralen Begriffen der wirtschafts- und unternehmensethischen Forschung ebenso wie der Wirtschaftspraxis. Wohl kaum ein anderer Begriff dürfte in den vergangenen dreißig Jahren die Debatte um eine Wirtschafts- und Unternehmensethik in stärkerem Maße beeinflusst haben. Nahezu jedes größere Unternehmen kann mittlerweile auf ein CSR-Programm in der einen oder anderen Form verweisen. Insbesondere seitens der Wirtschaftspraxis wurde im Laufe der Zeit ein umfangreiches CSR-Instrumentarium entwickelt, mit dessen Hilfe Unternehmen sicherstellen sollen, dass ihre Geschäftspolitik allgemein anerkannten Verhaltensstandards genügt und Unternehmen einen Beitrag für die Gemeinschaft leisten.
Allerdings ist es gerade der Umgang mit CSR in der Unternehmenspraxis, der zunehmend Kritik hervorruft. Insbesondere unternehmenskritische Nichtregierungsorganisationen erheben den Vorwurf, dass CSR den Unternehmen vor allem dazu diene, ihr Verhalten schön zu reden und ihre Geschäftspolitik vor kritischen Einwänden zu schützen. Sie argumentieren, dass CSR vielen Unternehmen nur als PR-Maßnahme diene, um das Unternehmen in der Öffentlichkeit in einem günstigen Licht darzustellen und mit dieser oft als „Greenwashing“ oder „Bluewashing“ bezeichneten Strategie von moralisch fragwürdigen Geschäftspraktiken abzulenken. Ehrenwerte Geschäftspraktiken würden nicht als eine grundsätzliche moralische Verpflichtung gesehen, sondern bestenfalls im Sinne einer strategischen CSR zu einem Instrument umgedeutet, das es den Unternehmen erlaubt, Reputation aufzubauen und so ihre wirtschaftlichen Erfolgsaussichten zu verbessern. So diene das angebliche soziale und philanthropische Engagement der Unternehmen vor allem Werbezwecken oder finanziellen Interessen.
Die vorliegende Ausgabe der zfwu hat es sich zum Ziel gesetzt, dieser Kritik unter dem Titel „CSR zwischen Greenwashing und ethischer Reflexion“ aus akademischer Sicht nachzugehen.